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Was ist Schlaraffia

Was ist Schlaraffia?

Schlaraffia kann man nicht erklären, Schlaraffia muss man erleben.

In einer Beilage zur Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 28. März 2002 hat
Jürgen Reschke versucht, Schlaraffia und Schlaraffen zu beschreiben.

Gesicherte Stellung, unbescholtener Ruf:
Beim Männerbund Schlaraffia darf nicht jeder mitmachen.

Fröhliche Ritter lobpreisen den Uhu

Die Ritter sind unter uns. Seit 152 Jahren. Sie singen und dichten. Sie verehren den Uhu und kostümieren sich wie Karnevalisten. Sie pflegen edelmännische Tugend und manch eigentümliches Ritual. Eine exklusive Männerrunde, nicht geheim, aber ziemlich geheimnisvoll: die Schlaraffia Hannovera. Jeden Mittwoch der "Winterung" kommen die selbst ernannten Ritter in ihrer Leineburg zusammen. Zum Spielen und zum Laben. Weltweit haben sie mehr als 10 000 Gleichgesinnte.

Die 3555. „Sippung“ der fortlaufenden Zählung beginnt, wie gewohnt, mit dem Abendlied: „Hoch lebe der Uhu – lulu“, lobpreisen gut drei Dutzend Kehlen. Ein eigenes Gesangbuch haben die Schlaraffen - und eine eigene Sprache. „Lulu“ ist der schlaraffische Gruß, der während der „Sippungen“ (Sitzungen) allenthalben erschallt. Getagt wird nur während der „Winterung“, von den Monaten „Lethemond“ (Oktober) bis „Ostermond“ (April).

Die Burg (der Sitzungssaal) der 51 hannoverschen Schlaraffen liegt in der Rathenaustraße 2, im Gewölbekeller der Niedersächsischen Börse. Ritterwappen zieren die Wände, ein riesenhafter vergoldeter Uhu dominiert den Raum. Hier laben sich die „Sassen“ (Mitglieder des Männerbundes) in Maßen an „Quell“ (Bier) und „Brandlethe“ (Schnaps). im Mittelpunkt der „Sippungen“ stehen aber ritterliches Protokoll und künstlerische Vorträge, beispielsweise selbst verfasste Gedichte und Lieder. Tabu sind die Themen Geschäft, Sex und Religion.

Aber was sind die Schlaraffen wirklich? Ritter Hanseat klärt auf: „Wir sind kein Geheimbund, keine Freimaurer, keine studentische Verbindung und keine Druiden. Wir sind von allem ein wenig.“ Ritter Hanseat ist der fungierende Oberschlaraffe, der auch die 3555. „Sippung“ leitet. Dieses Mal kommt das „Diplomatische Corps“ zu Besuch – „Sassen“ aus befreundeten „Reychen“ (Standorten), aus ganz Deutschland. Zur Begrüßung bilden die Hannoveraner ein Spalier und schlagen geräuschvoll ihre Holzschwerter gegeneinander. Dann „reiten“ sie ein - die Ehrenritter, Botschafter und Consuln.

Die „Helme“ (Stoffmützen) der noblen Herren erinnern an eine Mischung aus Narrenkappe und Schützentracht: Sie sind übersäht mit Ordenszeichen. Bis sie so weit waren, haben die Ritter manche „Sippung“ und eine mehrjährige Lehrzeit hinter sich gebracht. Angefangen haben sie einst als Prüfling, wurden später Knappe, Junker und schließlich Ritter. Wer neu ist, braucht zunächst das Wohlwollen der Ritterrunde: Der Bund nimmt nicht jeden.

Aufnahmebedingung ist, deutsch zu sprechen und ein Mann „von unbescholtenem Ruf, in reiferem Lebensalter und gesicherter Stellung“ zu sein.
Und so verbergen sich hinter den schlaraffischen Ulknamen zahlreiche betuchtere Bürger: Ritter Anti-Knast zum Beispiel ist Rechtsanwalt, Ritter Ari-Liedus Opernsänger, und Unsere Eminenz Tonsprudel wirkt als Konzertpianist.

Die Motivation zum Mitmachen? „Wir wollen fröhlich sein auf einem hohen Niveau“, sagt Ritter Don Golfonso, der seinen Namen der Golfleidenschaft verdankt. Im profanen Leben heißt Don Golfonso Ulrich Eggert und ist Journalist. „Bei den Schlaraffen bin ich in einer anderen Welt“, schwärmt der 68-Jährige.

Die wichtigste Voraussetzung, um ein gestandener Schlaraffe werden zu können: „Die Fähigkeit, Humor ertragen zu können“.